Schlafende Hunde

Folge: 765 | 30. Mai 2010 | Sender: Radio Bremen | Regie: Florian Baxmeyer
Bild: Radio Bremen
So war der Tatort:

Tierisch.

Dabei ist der Titel Schlafende Hunde fast noch das Cleverste am 765. Tatort, bei dem die Bremer Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) einen quirligen weißen Vierbeiner bei sich einquartiert und von heute auf morgen mit ihrer eigenen DDR-Vergangenheit konfrontiert wird.

Schlafende Hunde soll man nämlich bekanntlich nicht wecken – ihr Kollege Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) tut es natürlich trotzdem, und gerät daher nicht nur in Lebensgefahr, sondern vor allem mit seiner erbosten Chefin aneinander. Pünktlich zum 20. gemeinsamen Fall der beiden Bremer Ermittler gibt es im Mittelteil des Films mal gehörigen Knatsch – das bringt Leben in die ansonsten doch recht konventionelle Stasi-Geschichte und die über die Jahre recht eingefahrene Figurenkonstellation im Präsidium.

Hat die Kommissarin etwas zu verbergen und tatsächlich DDR-Dreck am Stecken?

Wer glaubt, dass das Drehbuchautorenduo um Wilfried Huismann und Dagmar Gabler, das bereits Schiffe versenken zusammen konzipierte, die Publikumssympathien für Lürsen dreizehn Jahre nach ihrem Debüt mit Inflagranti ernsthaft in Frage stellt, ist natürlich schief gewickelt.

Der einleitende Mord an Rentnerin Ruth Thalheim (Marie Anne Fliegel, Altes Eisen) gerät mit zunehmender Spieldauer immer weiter aus dem Blickfeld: Huismann und Gabler konzentrieren sich auf die größere, politische Geschichte um globalen Waffenschmuggel und das, was in Deutschland heute noch von der Stasi übrig geblieben ist.

Die in Vereinsamung lebende Rentnerin – ein Thema, das bereits in der Vorwochen im Berliner Tatort Hitchcock und Frau Wernicke glänzend aufgearbeitet wurde, verkommt da fast zur Randnotiz.

Leider verpatzt Regisseur Florian Baxmeyer (Häuserkampf), der bereits seinen vierten Tatort inszeniert, die Sequenz, in der Stedefreund zum ersten Mal geheime Nachforschungen über seine Kollegin anstellt, völlig: Der Anruf in der Hauptstadt, den er panisch beendet, driftet fast ins Lächerliche ab – war aber auch daran liegt, dass Schauspieler Oliver Mommsen hier mimisch viel zu dick aufträgt.

Angenehmer gestaltet sich da das facettenreiche Spiel von Das Boot-Star Jürgen Prochnow (Jagdrevier), der sich in der Nebenrolle als Hans Rodenburg überzeugend in den Vordergrund spielt und dafür mit einer prickelnden Bettszene mit der atemberaubenden Anna Korzius (Laura Tonke, Das letzte Rennen) belohnt wird.

Den flachen Spannungsbogen aufwiegen kann das freilich nicht.

Bewertung: 5/10

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