Tödliche Häppchen

Folge: 822 | 1. Januar 2012 | Sender: SWR | Regie: Josh Broecker
Bild: SWR/Dirk Guldner
So war der Tatort:

Wenig bissig

Der erste Tatort im Jahr 2012 – der Krimititel Tödliche Häppchen deutet es bereits an – widmet sich einer Problematik, die bei weitem nicht zum ersten Mal im Tatort thematisiert wird: der Lebensmittelindustrie, genauer gesagt: der Fleischindustrie. 

Dass hinter den Kulissen des Schlachthofs Metropol, der sich die Vollverwertung der getöteten Tiere zum obersten Prinzip macht und so die hohen Kosten der Abfallverwertung einsparen kann, nicht alles mit rechten Dingen zu geht, überrascht kaum, und auch sonst läuft im 822. Tatort meist alles genauso, wie man es von einem Durchschnittskrimi aus der Stadt am Rhein erwarten würde. 

Regisseur Josh Broecker, der gemeinsam mit Frauke Hunfeld (Dornröschens Rache) auch das Drehbuch zu Tödliche Häppchen schrieb, kratzt bei seiner Aufarbeitung der Missstände in der Fleischindustrie nur an der Oberfläche, statt der Problematik um den hohen Konkurrenzdruck beim Kampf um günstige Preise etwas Neues abzugewinnen.


Indianermenü für 2,50 Euro. Was soll da drin sein?


Zwischenzeitlich läuft das Drehbuch sogar Gefahr, den eigentlichen Mord an der Facebook-,  pardon: Nogbook-Aktivistin Steffi Pietsch (Idil Üner, Vergessene Erinnerung), die im Schlachthof an der Bratenrutsche ihren Dienst verrichtete, völlig aus den Augen zu verlieren, weil es sich Vegetarierin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Fleischesser Mario Kopper (Andreas Hoppe) erwartungsgemäß zur Aufgabe machen, die illegalen Tricks von Metropol-Betriebsleiter Holger Hermanns (Johannes Zirner) aufzudecken und dem Zuschauer dringend von enzymbehandeltem Formfleisch und Industriefrikadellen vom Band abraten. Ach so!

Odenthals halbherziges Brokkoli-Bekenntnis, von dem ihr Kollege und Mitbewohner nach unzähligen gemeinsamen Dienst- und WG-Jahren allen Ernstes nichts gewusst haben will, passt dabei ebenso nahtlos ins langweilige Gesamtbild wie die Tanzschulexkursion Koppers, der der tatverdächtigen rassigen Tanzlehrerin Kathrin Kühnel (Märchenwald) bei Tango und Rumba auf Hüfte und Zahn fühlt und sich dank seines mangelnden Talents einmal mehr zum Affen machen muss. 

Als deutlich unterhaltsamer erweist sich da erfreulicherweise der Schlagabtausch zwischen Odenthal und dem zynischen Aston Martin-Fahrer Dr. Rudolf (Ole Puppe, 2009 bereits im ähnlich gelagerten Berliner Tatort Schweinegeld zu sehen), der sich zum wahren Dialogfeuerwerk entwickelt und zweifellos zu den stärksten Momenten des Krimis zählt. 

Zu diesen gehört auch die überraschende Auflösung, bei der Pietsch-Busenfreundin Elke Schmitz (Bernadette Heerwagen, Sonne und Sturm) eine Schlüsselrolle einnimmt: Zumindest auf der Zielgeraden wird es in Tödliche Häppchen nämlich vergleichsweise originell – man hätte sich mehr davon gewünscht.

Bewertung: 5/10

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