Interview mit Sandra Steinbach

"Ich bin ja ursprünglich mal angetreten, um gute Fernsehunterhaltung zu machen - und nicht, um die Menschheit zu ärgern!"

Schauspielerin Sandra Steinbach als unterkühlte Saarbrücker Staatsanwältin Nicole Dubois. Bild: SR/Manuela Mayer

20. Januar 2014. Melinda erhielt von uns 2/10 Punkten, den Nachfolger Eine Handvoll Paradies (1/10) kürten wir gar zum schwächsten Tatort des Jahres 2013: Der Tatort aus Saarbrücken hat es bei Medien und Zuschauern nicht leicht. Vor allem Sandra Steinbach, an der Saar als unterkühlte Staatsanwältin Nicole Dubois zu sehen, musste sich in den sozialen Netzwerken harsche Kritik gefallen lassen. Wie war der Tatort? sprach mit der sympathischen Schauspielerin über diese Anfeindungen und den Saarbrücker Tatort Adams Alptraum, der am 26. Januar ausgestrahlt wird.



WwdT: Frau Steinbach, schön, dass Sie sich unseren Fragen trotz aller - auch unserer - Kritik stellen. Wie intensiv haben Sie die negativen Publikumsreaktionen in den sozialen Netzwerken verfolgt?

Steinbach: Wenn man als Schauspieler vor der Kamera steht, dann wird man zur Projektionsfläche für die Zuschauer. Man bekommt deren Begeisterung oder Ablehnung natürlich sehr stark zu spüren. Außer man hält sich Augen und Ohren zu, ist nicht auf Facebook und weiß nicht, wie man einen Computer bedient. Dann geht's vielleicht.

WwdT: Hat Sie das Urteil der Zuschauer verletzt oder prallt so etwas einfach an Ihnen ab?

Steinbach: Wenn ein Film so stark polarisiert, wie Melinda und Eine Handvoll Paradies, was mir aber viel lieber war, als wären die Folgen spurlos bzw. kommentarlos an den Zuschauern vorbei gegangen, dann fühlt man sich zwischenzeitlich schon mal wie durch den Fleischwolf gedreht. Auf der einen Seite habe ich sehr viel Lob für die Umsetzung meiner Rolle bekommen, und auch für den Mut, die Staatsanwältin so überkandidelt zu spielen. Auf der anderen Seite gab's halt ordentlich eins auf's Dach. Da muss man es dann irgendwie schaffen, die Balance zu halten.

WwdT: Stichwort "überkandidelt" - für den neuen Tatort Adams Alptraum hat der SR Justierungen angekündigt, mit denen man auch auf die Zuschauerkritik reagiert habe. Betrifft dies auch die Figuren und Ihre Rolle als Staatsanwältin?

Steinbach: Meine Rolle in unserem dritten Fall ist souveräner, ruhiger - Dubois fährt Stellbrink nicht mehr so sehr in die Parade. Sie bildet aber immer noch einen Gegenpool zu ihm und versucht, seine seltsamen Ermittlungstechniken zu kontrollieren. Sie hat diesmal sogar einen zwar sehr kurzen, aber menschlichen, hellen Moment, macht dann aber gleich wieder dicht. In Adams Alptraum steht der Krimi im Vordergrund. Es geht um ein sehr heikles Thema, da wäre eine Überhöhung der Figuren wie in den ersten beiden Folgen fehl am Platz.

Bild: Hardy Kroenert
WwdT: Sie spielen auf das Thema Kindesmissbrauch an - ein sehr beliebtes Tatort-Thema. Gewinnt Adams Alptraum der Problematik neue Aspekte ab?

Steinbach: Ja, unbedingt! Die Blickwinkel sind sehr interessant - aber, wenn ich das jetzt erkläre, erkläre ich gleich den ganzen Film. Der Zuschauer soll lieber selbst schauen und sich seine eigene Meinung bilden. Wir sind dankbar für jede Kritik! Ok, das war jetzt gelogen...

WwdT: Apropos Kritik - was denken Sie, welche Quote der dritte SR-Tatort nach dem Negativ-Feedback der ersten beiden Stellbrink-Folgen holt?

Steinbach: Ich bin leider nicht das Orakel von Delphi, aber ich weiß, dass mir der Film gefällt und hoffe, dass die Quote gut ist. Ich bin ja ursprünglich mal angetreten, um gute Fernsehunterhaltung zu machen - und nicht, um die Menschheit zu ärgern.

WwdT: Ist Ihnen die Quote wichtig?

Steinbach: Wenn ich drehe, blende ich die Quote lieber aus. Das macht nur Angst, wenn 9,5 Millionen Zuschauer durch dein Bewusstsein geistern, die natürlich alle verschiedene Vorstellungen haben, wie das Endergebnis auszusehen hat.

WwdT: Sehen Sie den Tatort auch als Sprungbrett für weitere TV-Engagements?

Steinbach: Auf jeden Fall ist der Tatort eine Chance. Ich konnte zum Beispiel die Aufmerksamkeit eines Produzenten auf mich ziehen, dessen Produktionen ich schon seit langer Zeit richtig klasse finde. Er gibt mir die Möglichkeit, eine Figur zu spielen, die das absolute Gegenteil von Nicole Dubois ist. Das ist mir wichtig, um nicht in der strengen Staatsanwaltsschublade stecken zu bleiben, obwohl ich meine Nicole Dubois wirklich liebe. Schließlich müssen auch die Unsympathen gespielt werden, auch wenn das manchmal ein undankbarer Job ist. Außerdem bin ich vor kurzem in einer sehr guten Agentur aufgenommen worden, darüber freue ich mich.

WwdT: Sie spielen auch Theater. Bleiben Sie der Bühne trotzdem treu?

Steinbach: Natürlich. Auch da öffnen sich gerade neue, interessante Welten - alles sehr spannend im Moment.

 Interview: Lars-Christian Daniels