Lastrumer Mischung

Folge: 496 | 7. April 2002 | Sender: NDR | Regie: Thomas Jauch
Bild: NDR/Wolfgang Meier
So war der Tatort:

Dörflich. 

Bei ihrem Debüt als niedersächsische Ermittlerin darf Charlotte Lindholm, gespielt von BILD-Zeitungs-Liebling und Burda-Gattin Maria Furtwängler, zum ersten, aber bei weitem nicht zum letzten Mal raus aufs Land – genauer gesagt ins beschauliche Lastrum im Landkreis Vechta. 

Wen es schon einmal in diese Gegend verschlagen hat, der weiß allerdings, dass die Bevölkerung dort keineswegs so erzkonservativ aufgestellt ist, wie es das Drehbuchautorenduo um Volkmar Nebe und Tennessee Ulysses Hemjeoltmanns dem Publikum weismachen will: Wer allen Ernstes glaubt, dass das asiatische Augenpaar von Maria Knauf (Minh-Khai Phan-Thi, Frau Bu lacht) im realen Lastrum des 21. Jahrhunderts für einen handfesten Dorfskandal sorgen würde, glaubt wahrscheinlich auch, dass Maria Furtwängler bei den Dreharbeiten höchstpersönlich in knöcheltiefe Schlammpfützen tritt. Einfach mal darauf achten, wie die Sequenz, in der Lindholm mit ihrem Wagen stecken bleibt, geschnitten ist.
 
Lastrumer Mischung, das Tatort-Debüt des später noch viele Male auf dem Regiestuhl Platz nehmenden Filmemachers Thomas Jauch (Kaltes Herz), fällt in vielerlei Hinsicht klassisch aus: LKA-Ermittlerin Lindholm ermittelt innerhalb eines wenig glaubwürdigen, dörflichen Mikrokosmos, der nur durch den hier noch überraschenden, später obligatorischen Besuch ihres Mitbewohners Martin Felser (Ingo Naujoks) aufgebrochen wird. 

Die Stippvisite des Krimi-Autors erfährt keine wirklich logische Erklärung, sondern dient in erster Linie dazu, nach dem nächtlichen Kampftrinken mit der einsamen Postbotin und Dorfmatratze Roswitha Porith (Nina Hoger, Bei Auftritt Mord) das ungewöhnliche Bruder-Schwester-Verhältnis zwischen Lindholm und Felser auszuloten. Letzterer wirkt schon bei seinem ersten Auftritt im Tatort aus Hannover stark überzeichnet, sorgt aber vor allem in der Partnervermittlungssequenz für heitere Zwischentöne. 

In Lastrumer Mischung sind "Charlotte und Martin" als Figuren schließlich auch noch gänzlich unverbraucht - weniger originell ist da schon Tatsache, dass im 496. Tatort mal wieder der/die bekannteste(r) Schauspieler(in) den/die Mörder(in) spielt.

Bewertung: 6/10

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