Altlasten

Folge: 750 | 27. Dezember 2009 | Sender: SWR | Regie: Eoin Moore
Bild: SWR/Peter A. Schmidt
So war der Tatort:

Generationsübergreifend.

Während sich viele Tatort-Folgen nur auf die Belange einer bestimmten Altersgruppe konzentrieren und sich die Ermittler beispielsweise in den von der Jugend dominierten, für sie oft unbekannten sozialen Netzwerken (Das verkaufte Lächeln) oder im Altersheim (Paradies) zurechtfinden müssen, treffen die Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) in Altlasten auf drei verschiedene Generationen derselben Familie.

Als Mörder des über 80-jährigen Familienoberhaupts Willy Schubert kommen seine Ehefrau, sein Sohn, seine Tochter und sein Schwiegersohn in Frage. Die Familie hatte am Tag vor Schuberts Tod den Hochzeitstag der Großeltern im kleinen Kreis gefeiert - und ausgerechnet bei diesem feierlichen Anlass (Bootz: "Wie nennt man das dann? Betonhochzeit?") muss einer der Anwesenden Schuberts Lieblingsdessert vergiftet haben.

Im Laufe der Ermittlungen stoßen die Kommissare auf viele Geheimnisse innerhalb der Familie, und Drehbuchautorin Katrin Bühlig (Frühstück für immer) versteht es, die vielschichtigen Charaktere realitätsnah und klischeefrei darzustellen. Doch auch gesellschaftliche Probleme werden angesprochen: Wie zum Beispiel im Berliner Tatort Edel sei der Mensch und gesund wird auch in Altlasten die vieldiskutierte „Zwei-Klassen-Medizin“ thematisiert und die Frage gestellt, was wichtiger ist: Gesetz und Profit oder die Gesundheit einzelner Menschen?

Die Antwort muss jeder Zuschauer für sich selbst geben, und doch hätte das Krimidrama diese recht halbherzige Systemkritik gar nicht nötig gehabt.

Die stärksten Momente hat der 750. Tatort nämlich dann, wenn Bühlig nicht die Kommissare oder Ärzte, sondern die Taten der Familie Schubert sprechen lässt: Die ältere Generation spielt ihre Gebrechen herunter, weil sie den Kindern und Enkeln nicht zur Last fallen möchte, während diese hilflos auf die ersten Anzeichen von Demenz reagieren und nicht wissen, wie sie mit der Situation der schwächer werdenden Liebsten umgehen sollen.

Durch die präzisen Aufnahmen von Kamerafrau Cornelia Wiederhold (Im Abseits) und die Inszenierung von Regisseur Eoin Moore (Borowski und der freie Fall) wirkt der Fall jedoch nie trist oder hoffnungslos, sondern bewahrt sich auch durch die kleineren Nebenhandlungen stets eine zuversichtliche Stimmung.

Bootz hat Dauerbesuch von seiner verhassten Schwiegermutter (Angelika Bender, Der traurige König) und würde am liebsten gar nicht erst nach Hause gehen, doch die zu befürchtenden Schwiegermutter-Klischees werden nur angerissen. Stattdessen liefern sich die beiden Streithähne einen köstlichen Showdown beim "Mensch-ärgere-dich-nicht", der vom berühmten Spiel mir das Lied vom Tod-Soundtrack untermalt wird.

Es ist nicht die einzige Stelle, an der US-amerikanisches Flair in den Stuttgarter Tatort einfließt: Wer genau aufpasst, wird die Symbolik bemerken, und Lannert kann sogar ein Leben retten, indem er sie im richtigen Moment richtig deutet. Altlasten wurde nicht nur für den Grimme-Preis nominiert, sondern gewann auch den Filmkunst-Sonderpreis als "herausragender Fernsehfilm" beim Festival des deutschen Films 2010.

Dass dieser Tatort über den fehlenden Dialog beim Altwerden so authentisch ausfällt, ist nicht zuletzt den glänzend aufgelegten Schauspielern zuzuschreiben: Bibiana Zeller (Annoncenmord) stellt die demente Witwe Brise Schubert nicht bloß als gebrechliche Dame dar, sondern lässt ihr zwischen all dem Schmerz und all der Verletzlichkeit die Würde einer Frau, die in ihrem Leben mit vielen Schicksalsschlägen fertig geworden ist.

Auch die Kinderdarsteller Stella Kunkat (Der glückliche Tod) und Tim Krebs sind nicht nur passive Teilnehmer, sondern drücken der Geschichte ihren Stempel auf. Letztendlich ist die Folge aber auch deshalb so überzeugend, weil die Charaktere allgegenwärtig in unserer Gesellschaft sind und die Dialoge kitschfrei entlarven, was in dieser manchmal falsch läuft. Exemplarisch dafür steht der Besuch von Lannert und Bootz in einem Pflegeheim, in dem die beiden am Krankenbett die Hände eines alten Mannes halten.


PFLEGERIN:
Er kriegt sonst nie Besuch.

LANNERT:
Keine Familie?

PFLEGERIN:
Nee, keine Zeit. Ich meine: Die Familie hat keine Zeit. Er hat Zeit.


Bewertung: 8/10

Wir sind die Guten

Folge: 749 | 13. Dezember 2009 | Sender: BR | Regie: Jobst Oetzmann
Bild: BR/Stephen Power
So war der Tatort:

Bruchstückhaft.

Doch nicht etwa im Bezug auf das Drehbuch, in dem Logiklöcher und ärgerliche Anschlussfehler weitestgehend ausbleiben. Nein: Es ist der Münchner Hauptkommissar Ivo Batic (Miroslav Nemec), der in der Einleitung von Wir sind die Guten nach einem Autounfall dem Tod nur knapp von der Schippe springt und sich in der Folge mit einer schweren Amnesie herumschlagen muss. 

Der Anschlag auf sein Leben? Ein Rätsel. 

Die Stunden vor dem Gedächtnisverlust? Ausgelöscht. 

Nicht einmal seinen langjährigen Kollegen Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der am Krankenbett des Kroaten zunächst an einen schlechten Scherz glaubt, erkennt der Hauptkommissar im 749. Tatort wieder. Gedächtnislücke reiht sich an Gedächtnislücke, eine Panikattacke jagt die nächste, und selbst von Halluzinationen bleibt der bedauernswerte Amnesiepatient nach dem Erwachen nicht verschont. 

Und dann? 

Dann geht der Tatort eigentlich erst richtig los, denn mit Rauschgiftfahnderin Leah Wedel gibt es plötzlich ein Mordopfer, das sich ausgerechnet am Abend vor ihrem Ableben mit Batic auf einen Kaffee getroffen hat. 

Eine Ausgangslage, wie gemalt für ein verzwicktes und spannendes Puzzlespiel – und selbst wenn die häppchenweise Aufarbeitung der zurückliegenden Nacht an einigen Stellen etwas konstruiert wirkt, inszeniert Regisseur Jobst Oetzmann (1000 Tode), der gemeinsam mit Magnus Vattrodt (Der traurige König) auch das Drehbuch zu diesem ungewöhnlichen Münchner Fall konzipierte, einen extrem unterhaltsamen Krimi, der zu keiner Sekunde langweilt. 

Die Rollen sind dabei allerdings klar, ein wenig zu klar verteilt. 

Auf der einen Seite der abgetauchte Batic, der vermeintliche Mörder, den die Münchner Polizeikollegen fast neunzig Minuten durch die Isarstadt scheuchen, und natürlich der aufgebrachte Leitmayr, sein revierinterner Verteidiger und Kollege, der trotz der vernichtenden Beweislast keinen Moment lang an der Unschuld seiner besseren Ermittlungshälfte zweifelt. 

Auf der anderen Seite der extrem unsympathische Rauschgiftfahnder Michalik (Max Hopp, Vergessene Erinnerung), der fast im Zehn-Minuten-Takt mit Leitmayr aneinander gerät, und der unterkühlt und rational urteilende Vorgesetzte Rüdiger Stolze (gewohnt charismatisch: Michael Mendl, Wegwerfmädchen), für den die Indizienlage von Beginn an eine eindeutige Sprache spricht. 

Es spricht für Oetzmanns Drehbuch, das sich zumindest Stolze ("Ich bin doch kein Unmensch.") im Mittelteil des Films wider Erwarten als vielschichtiger Charakter entpuppt und weit weniger eindimensional skizziert wird als Michalik, dessen Verstrickungen in den Mordfall früh offensichtlich sind. Aber ist der verhasste Kollege auch der Täter? 

Die Antwort kennt nur Batic: Der erinnert sich, nachdem ihn Leitmayr in einer hochdramatischen, fast rührenden Sequenz in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod im Kugelhagel bewahrt, pünktlich zum finalen Showdown wieder – und kommt sogar ein drittes Mal mit dem Schrecken davon. 

Die Auflösung des gekonnt arrangierten Puzzlespiels, in dem nur die schräg vertonten und etwas plump inszenierten Aussetzer des Amnesiepatienten aus dem Rahmen fallen, ist nicht minder pfiffig als der Rest der ungewöhnlichen Geschichte – und die macht von Minute 1 bis 90 einfach Riesenspaß. Da kann man über kleinere Ungereimtheiten und die gelegentliche Schwarz-Weiß-Malerei schon mal großzügig hinwegsehen.

Bewertung: 8/10

Falsches Leben

Folge: 748 | 6. Dezember 2009 | Sender: MDR | Regie: Hajo Gies
Bild: MDR/Andreas Wünschirs
So war der Tatort:

Schlagkräftig.

Wir schreiben die 61. Minute des 748. Tatorts: In der roten Ecke, ausgestattet mit zwei großen roten Boxhandschuhen, wartet Hauptkommissar Andreas Keppler (Martin Wuttke) im stilsicheren weißen Unterhemd.

In der blauen Ecke, komplett in schwarz gekleidet, lauert sein Kontrahent Norbert Zirner (Volkmar Kleinert, Buntes Wasser), der sofort in die Offensive geht und nach wenigen Sekunden dafür büßen muss: Schon mit dem ersten Treffer schickt ihn Keppler zu Boden, um allerdings kurz darauf selbst benommen in den Seilen zu hängen.

Austeilen kann er, der Keppler, ebenso einstecken, und stellt dies in der amüsantesten Szene von Falsches Leben eindrucksvoll unter Beweis. Leider ist der Kampf schon nach kaum einer Minute wieder vorbei: Kepplers Kollegin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) gesellt sich zu den Boxern an den Ring und der spontane Faustkampf bleibt die einzige Szene, bei der wirklich laut gelacht werden darf.

Ansonsten inszeniert Hajo Gies (Moltke), der bereits zum zwanzigsten Mal für einen Tatort auf dem Regiestuhl Platz nimmt, nämlich einen biederen, typischen Leipziger Tatort, bei dem trotz zahlreicher prominenter Nebendarsteller nie wirklich Leben in die Geschichte kommt. Auch die diesmal auffallend häufigen Frotzeleien des ehemals liierten Ermittlerduos wirken fürchterlich aufgesetzt und werden zu allem Überfluss auch noch für einen müden Running Gag überstrapaziert.


SAALFELD:
Du hast früher schon keine Ahnung von Parfum gehabt.

KEPPLER:
Wieso? Ich hab dir doch mal Parfum geschenkt! Und das haste geliebt!

SAALFELD:
Ach ja, stimmt. Stimmt, damit hat meine Mutter den alten Bauernschrank abgebeizt.


Mit Sergej Moya, der später im Saarbrücker Tatort Hilflos als Hauptverdächtiger brilliert, der bezaubernden Lavinia Wilson (Das zweite Gesicht), dem Kino- und Theaterdarsteller Dieter Mann (Edel sei der Mensch und Gesund) und der stark aufspielenden Thekla Carola Wied in der Rolle als Kunsthistorikerin Hannah Wessel sind die Voraussetzungen für einen kniffligen Whodunit eigentlich glänzend: Keiner der Namen sticht in Sachen Prominenz so deutlich aus dem Cast hervor, als dass er sich in bester Tatort-Tradition unausweichlich als Mörder aufdrängen würde.

Leider verhebt sich Drehbuchautor Andreas Pflüger (Berliner Bärchen) an der Mammut-Aufgabe, gleich ein halbes Dutzend verschiedener Handlungsfäden in seiner Geschichte stimmig miteinander zu verweben, weil bei knapp 90 Minuten Spielzeit fast zwangsläufig der Tiefgang auf der Strecke bleibt.

Teure goldene Grabbeigaben, die bis heute im Umlauf sind, der Werdegang von Saalfelds Vater als nicht immer korrekter Polizist, Grundstücksstreitereien und natürlich ein bisschen Stasi- und DDR-Historie: Vieles bleibt in Falsches Leben Stückwerk, ohne nach dem Abspann nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.

Außer Kepplers eindrucksvollem Niederschlag im Boxring, versteht sich.

Bewertung: 4/10

... es wird Trauer sein und Schmerz

Folge: 747 | 15. November 2009 | Sender: NDR | Regie: Friedemann Fromm
Bild: NDR/Marc Meyerbröker
So war der Tatort:

Poetisch.

Es wird Trauer sein und Schmerz, schreibt er nämlich, der Sniper – neudeutsch für die Mördergattung, die früher mal "Scharfschütze" hieß – auf die stilvollen Beileidskarten, die er den trauernden Angehörigen der Opfer nach seinen Anschlägen regelmäßig zukommen lässt. Oder: "Es wird Stille sein und Leere."

Intelligent ist der Serientäter als solcher in Krimis ja meistens, und darüber hinaus "immer noch ein großes Faszinosum für uns Schriftsteller", wie Martin Felser (Ingo Naujoks) bei seinem vorletzten Auftritt an der Seite von der niedersächsischen LKA-Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) eingesteht.

Für den Zuschauer gilt natürlich das Gleiche – stellt sich doch zuerst die Frage nach Psyche und Mordmotiv des Täters. Dieses soll als Dreh- und Angelpunkt des Films natürlich nicht verraten werden, wenngleich Regisseur Friedemann Fromm (Außer Gefecht) es bereits nach einer knappen Tatort-Stunde offenlegt.

Er ist kein Wahnsinniger, der Sniper, sondern ein von Hass und Verachtung getriebener Killer, dem die blonde Hauptkommissarin nach seiner Verhaftung fast ein wenig Verständnis entgegenbringt.

Es wird Trauer sein und Schmerz ist gleich aus mehreren Gründen eine der besten Lindholm-Folgen: Da sind zum einen die guten Darsteller, von denen keiner enttäuscht – gelegentliche Over-Acting-Einlagen von Sven Lehmann (Mauerpark) in der Rolle des Kollegen Kai Bergmann einmal ausgenommen.

Selbst Burda-Gattin Maria Furtwängler, als großverdienende Schauspielerin bei den vielen Fans der Krimireihe seit jeher nicht unumstritten, weint in der letzten Sequenz sekundenlang, ohne sich dabei die schützende Hand vors Gesicht zu halten und als schlechte Auf-Kommando-Schluchzerin zu outen.

Zum anderen ist es das starke Drehbuch von Astrid Paprotta (Der letzte Patient), die einleitend genüsslich eine falsche Fährte auslegt, auf die man als Zuschauer fast zwangsläufig hereinfallen muss.

Auch Lindholms ständiger Knartsch mit dem mürrischen Kollegen Kohl (Felix Vörtler, Klassentreffen) bringt gehörig Leben in die Jagd auf den in immer kürzeren Abständen mordenden Schützen, wenngleich die Streitereien im Polizeipräsidium schon nach wenigen Filmminuten vorprogrammiert sind.

Macht nichts: Der 747. Tatort überrascht an anderer Stelle – und verteilt zudem berechtigte Seitenhiebe auf Gaffer, die bei Verkehrsunfällen die Rettungswege blockieren und die Handykamera zücken.

Bewertung: 8/10

Schweinegeld

Folge: 746 | 1. Mai 2009 | Sender: rbb | Regie: Bodo Fürneisen
Bild: rbb/Christiane Pausch
So war der Tatort:

Ritterarm.

Hauptkommissar Till Ritter (Dominic Raacke) bekommt im 746. Tatort nämlich schon nach wenigen Minuten gehörig eins auf die Mütze und fällt verletzungsbedingt für den Rest der Episode aus.

Armer Ritter.

Und armer Felix Stark (Boris Aljinovic): Muss der doch angesichts seines ans Krankenhausbett gefesselten Stammpartners notgedrungen seinen biederen Kollegen Weber (Ernst-Georg Schwill), der ansonsten eigentlich nur die zweite bzw. dritte Geige im Ensemble aus der Hauptstadt spielt, mit auf seine Schlachthofbesuche nehmen.

Aber alles halb so schlimm: Weber wird zwar gelegentlich vom Chef im Ring gemaßregelt, erweist sich ansonsten aber als zuverlässige Vertretung, dank deren Berliner Schnauze soviel berlinert wird wie in keiner anderen der zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung 21 gemeinsamen Folgen mit Ritter und Stark.

Und ganz ohne den mit einem dicken Turban verarzteten Ritter geht es natürlich auch nicht: Neben einigen Anrufen und dem obligatorischen Krankenhausbesuch, bei dem Ritter seinen Kollegen nach allen Regeln der Kunst auf den Arm nimmt, widmet das eingespielte Drehbuchautorenduo um Thorsten Wettcke und Christoph Silber, das bereits Hochkaräter wie Auf der Sonnenseite oder die Krimikomödie Zwischen den Ohren verantwortete, dem verhinderten Ermittler auch die letzte Sequenz, in der Ritter einmal mehr seine Frauenheld-Image unterstreichen darf.


STARK:
Hast du die eigentlich alle kennengelernt? Die Schwestern hier?

RITTER:
Fast alle.


Ansonsten steht der Tatort ganz im Zeichen des Gammelfleischskandals, der in den Jahren und einige Monate vor der Erstausstrahlung bundesweit hohe Wellen geschlagen und für Empörung auf breiter Front gesorgt hatte.

Regisseur Bodo Fürneisen (Tödlicher Einsatz) verzichtet angenehmerweise auf Ekelbilder und den mahnenden Zeigefinger – stattdessen überlässt er in Schweinegeld dem Zuschauer die Entscheidung, ob unbeschwerter Fleischkonsum heute überhaupt noch möglich ist.

Für Vorzeigemacho Ritter ("Ich lass' mir doch von so 'nem bisschen Gammelfleisch nicht den Appetit verderben.") ist der Fall klar. Stark hingegen tappt bei seiner Suche nach dem Mörder lange im Dunkeln, deckt aber ganz nebenbei einen geradezu grotesken Subventionsbetrug, der sich von der Ukraine über Polen und Berlin bis nach Belgien streckt, auf. Das ruft zwar auf Knopfdruck die gewünschte Empörung beim Publikum hervor, gestaltet sich aber selten wirklich spannend.

Immerhin: Zum gut aufgelegten Cast zählen bekannte Gesichter wie die leinwanderfahrene Johanna Gastdorf (Tempelräuber) und Lucas Gregorowicz gibt in der wichtigsten Nebenrolle ein seltenes Krimi-Gastspiel (später ermittelt er dann als Polizeiruf 110-Kommissar im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Ob auch in diesem Tatort der prominenteste Nebendarsteller der Mörder ist?

Knifflig ist die Auflösung jedenfalls nicht.

Bewertung: 6/10

Tempelräuber

Folge: 745 | 25. Oktober 2009 | Sender: WDR | Regie: Matthias Tiefenbacher
Bild: WDR/Michael Böhme
So war der Tatort:

Irdisch.

Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und seine Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) ermitteln zwar in einem Priesterseminar, doch ist der Mordfall in Tempelräuber eindeutig weltlicher Natur: Seminarleiter Ludwig Mühlenberg, der streng nach den Regeln der katholischen Kirche lebt, wird ausgerechnet mit dem Taxi von "Vaddern" Herbert Thiel (Claus Dieter Clausnitzer) überfahren.

Wie auch in anderen Folgen der Krimireihe (vgl. Im Namen des Vaters oder Allmächtig) nutzen die Filmemacher den Todesfall als Aufhänger für eine Diskussion der ohnehin kontrovers debattierten Kirchentraditionen – in der Herangehensweise unterscheidet sich der 16. Fall von Thiel und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) aber von den meisten anderen.

Statt die üblichen Kirchenklischees und Witzchen abzuarbeiten, gehen Regisseur Matthias Tiefenbacher und Drehbuchautor Magnus Vattrodt, die auch den Fall Herrenabend gemeinsam realisierten, das Thema sensibel an.

An Kirchenkritik mangelt es dem Film trotzdem nicht: Der potenzielle Nachfolger des toten Seminarleiters, Hans Wolff (Ulrich Noethen), lebt eine deutlich weniger strenge Religionsausübung vor als sein Vorgänger. Wolff wohnt nicht im Seminar und erteilt in seiner Freizeit Geigenunterricht – so auch dem Jugendlichen Steffen (Wolf-Niklas Schykowski, Schattenlos), dem Sohn von Boernes vorübergehender Haushälterin und Pflegerin Karin Ellinghaus (Johanna Gastdorf).

Der Professor wurde nämlich beim Versuch, dem sterbenden Mühlenberg zu helfen, angefahren und muss sich wohl oder übel mit der Situation arrangieren, mit seinen dick bandagierten Händen weder zu Hause noch in der Pathologie allein zurecht zu kommen – eine Steilvorlage für reichlich Situationskomik.

Im Vergleich zu den meisten anderen Fällen des Teams aus Münster fällt Tempelräuber dennoch relativ ernst aus: Drehbuchautor Vattrodt verzichtet weitestgehend auf Klamauk und erzählt stattdessen eine tragische Geschichte, die er durch gut platzierte Sprüche und Dialogwitz immer wieder auflockert.


STAATSANWÄLTIN KLEMM:
In dieser Stadt zählt ein toter Priester so viel wie zwei tote Bürgermeister oder drei tote Polizisten.


THIEL:
 Und was macht das in Staatsanwälten?


Fans des eingespielten Teams müssen also nicht völlig auf Humor verzichten – und es ist einfach eine Freude, dem sonst so geschickt mit dem Sezierbesteck hantierenden Boerne dabei zuzusehen, wie er verzweifelt mit einem Messer im Mund Brot zu schneiden versucht oder den Telefonhörer mit der Nase von der Gabel stupst, um ein Gespräch anzunehmen.

Besonders amüsant ist eine Szene, in der Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch) den Professor in seinem Büro einschließt, nachdem er sie wiederholt mit seinen gewohnt kritischen Kommentaren von der Arbeit abgehalten hat.

Hervorzuheben sind auch Ulrich Noethen (Frau Bu lacht), Johanna Gastdorf (Schweinegeld) und Marita Breuer (Bombenstimmung) als Schwester Agathe: Ihnen gelingt es, die Gefühle ihrer Charaktere mit kleinen Gesten und zurückgenommener Mimik glaubhaft zu vermitteln.

Ein Manko des Krimis ist jedoch – wie so oft in Münster – die Anhäufung von Zufällen, die zur Aufklärung des Falls führen: Diesmal liefert eine ältere Dame (Giselle Vesco, Engelchen flieg), die tagelang wegen zerbrochener Grablichter auf dem Polizeipräsidium ausharrt, einen entscheidenden Hinweis zur Überführung des Mörders.

Geübte Tatort-Zuschauer werden den Mörder aber wohl ohnehin lange vor Thiel erraten – und allein Boernes Gesichtsausdruck, während er sich hilflos von Ellinghaus duschen lassen muss, entschädigt locker für die kleineren Drehbuchschwächen.

Bewertung: 7/10

Vermisst

Folge: 743 | 11. Oktober 2009 | Sender: SWR | Regie: Andreas Senn
Bild: SWR/Krause-Burberg
So war der Tatort:

Wehmütig zurückblickend.

Denn die Ludwigshafener Ermittler erinnern sich im 743. Tatort häufig an "damals": Die Neunziger grüßen als fiese Frisuren von Passbildern, Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) begeht ihr 20-jähriges Dienstjubiläum und hat wieder einmal einen Geburtstag am Arbeitsplatz hinter sich gebracht.

Ihr Kollege Mario Kopper (Andreas Hoppe) und Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt), das Seelchen mit dem Katzenberger-Dialekt, warten auf der Überraschungsparty vergeblich – symptomatisch für das Team aus dem Südwesten.

Denn der mysteriöse Anruf einer unbekannten Zeugin, die neue Erkenntnisse im zwölf Jahre zurückliegenden Mordfall Christine Ritterling liefern könnte, führt das Geburtstagskind zu einer Toten: Im Lustgarten endet die Reise der Person, die allem Anschein nach die lange vermisste Michaela Bäuerle ist, und die möglicherweise in Nizza unter dem falschen Namen Michelle Boyer ein neues Leben begonnen hatte.

In Ludwigshafen wartet man darauf, dass sich alte Wunden endlich schließen: Michaelas Eltern Ruth (Cornelia Schmaus, Nachtkrapp) und Günther Bäuerle (Peter Rühring, Abschaum) sind tief gespalten. Nick Ritterling (Thomas Sarbacher, Bittere Trauben) hat seine Strafe für den Mord an seiner Gattin bereits verbüßt und führt seit der Haftentlassung ein neues Leben als Aussteiger. Hätte die Tote ihn nachträglich entlasten können?

Odenthal steigt mit ins Boot. Verbotene Gefühle, Eifersucht und quälende Sehnsüchte sind in der beschaulichen Heimat tief in den Boden gesickert: Jeroen Willems (Hart an der Grenze) überzeugt als Immobilienmakler Jan Seegmeister, der sich nach dem wahren Glück mit seiner heimlichen Ex-Liebe verzehrt und den seine von Hass zerfressene Ehefrau Conny (Cornelia Harfouch, Pauline), ein perfekt inszenierter Eisklotz, unter Druck setzt.

Da ist die Suche nach der Wahrheit manchmal zweitrangig, so dass der eventuell Unschuldige seine verbüßte Haftstrafe mit dem Blick nach vorn sogar billigend in Kauf nimmt. Auch Odenthals Ex-Kollege Schlothfang (Hans-Jörg Assmann, Der Lippenstiftmörder) erweist den alten Zeiten seine Referenz:


SCHLOTHFANG:
Odenthal! Schon so lange her. Wo haben Sie denn ihre Lederjacke gelassen?


Wie Lena O.'s gestählte Oberarme im Feinripp-Unterhemd, auf denen das Stacheldraht-Tattoo langsam verblasst, ihren Kater streicheln, ist eine augenzwinkernde Hommage an die Anfangszeit der oft übertrieben kantig gespielten Ermittlerin, mit der Ulrike Folkerts viele genervt, aber auch ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geschrieben hat.

Nicht zuletzt hat Lena Odenthal seit ihrem Debüt in Die Neue die Männerdomäne Polizei (Frauen sind im Tatort erst seit 1979 dabei) zumindest auf dem Bildschirm ziemlich herausgefordert. Relax läuft im Tatort von 2009 nur noch in einer Currywurstbude unter einer Autobahnbrücke: Sebastian Sixtus (Guido A. Schick, Mord auf Langeoog), damals als DJ Sunny erfolgreich, ist älter und fetter geworden, und in die Gedanken an früher mischen sich Zweifel und Reue darüber, sich ein falsches Leben übergestülpt haben zu lassen.

Vermisst ist auf den zweiten Blick aber auch ein vielschichtiger Tatort mit überzeugenden schauspielerischen Leistungen, der aus Krimi-Schachfiguren zutiefst menschliche Charaktere macht. Regisseur Andreas Senn (Kaltblütig) zeigt Personen, die mit ihrem Schicksal hadern und sich mit ihrem Wunsch, dass das Leben irgendwie weitergeht, durch ihren Alltag schleppen. Die feinsinnige Inszenierung tröstet dabei über den einen oder anderen langatmigen Dialog hinweg.

Drehbuchautor Christoph Darnstädt, der später unter anderem für die ersten fünf Tatort-Folgen mit Nick Tschiller die Story liefert, beschreibt den Blick zurück gekonnt mit allen Verwirrungen und Fehlern, die sich in die menschliche Erinnerung einschleichen. Er jongliert so geschickt mit den Ursehnsüchten nach weiter Welt, besseren Zeiten und großen Gefühlen, dass der Plot knallhart mit dem Wahrheitsanspruch des Zuschauers kollidiert, und die Auflösung tatsächlich überrascht.

Obwohl das Wechselspiel auf der Zielgeraden etwas konfus wirkt und es auch die auffällige Anlehnung an einen Hollywood-Blockbuster der 90er Jahre nicht gebraucht hätte, bleibt das Gefühl, ertappt worden zu sein: Es möge jemand kommen, der das Karussell der Trostlosigkeit anhält und aussteigen lässt (wer mal in LU am Bahnhof stand, kennt dieses Gefühl).

Die Protagonisten ziehen am Ende Bilanz – jeder auf seine Art.

Bewertung: 7/10

Platt gemacht

Folge: 742 | 4. Oktober 2009 | Sender: WDR | Regie: Buddy Giovinazzo
Bild: WDR/Willi Weber
So war der Tatort:

Heimatlos.

Normalerweise haben es die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ja sehr bequem bei ihren Ermittlungen: Ihre treue Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) bestellt die Verdächtigen ins Präsidium und die Verhöre finden in gemütlicher Runde im Büro statt.

Nicht aber im Tatort Platt gemacht: Der obdachlose Andi Lechner bricht vor den Augen der Ermittler auf einer Bank tot zusammen – und Ballauf und Schenk bleibt nichts anderes übrig, als den ganzen Tag durch die herbstliche Domstadt zu wandern und sich in den Kreisen des Opfers umzuhören.

Ballauf geht sogar noch einen Schritt weiter: Er kleidet sich selbst wie ein Obdachloser und mischt sich unters entsprechende Volk – ein netter Drehbuchkniff, der leider völlig verpufft, weil der halbherzig verkleidete Kommissar schon in der ersten Nacht auffliegt und keinerlei neue Erkenntnisse durch die Undercover-Aktion gewinnt.

Bei ihrer Suche nach Hinweisen begegnen Ballauf und Schenk eigentlich nur zwei Sorten von Menschen: Auf der einen Seite die Anwohner, die sich belästigt fühlen und zum Teil sogar mit Gewalt gegen die Stadtstreicher wehren, und auf der anderen Seite die Obdachlosen, die aus unterschiedlichsten Gründen auf der Straße gelandet sind und eigentlich keiner Fliege etwas zu leide tun.

Einzige interessante Figur des Krimis ist der geheimnisvolle "Beethoven" (Udo Kier, Das Mädchen mit der Puppe), der ebenfalls auf der Straße lebt und den Ermittlern die Mechanismen des Milieus erklärt. Dabei werden Ballauf und Schenk natürlich früher oder später mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert.


BALLAUF:
Paar Euro sind auch drin.

BEETHOVEN:
Ich seh' zwar so aus, aber ich hab' noch nie geschnorrt.

BALLAUF:
Tschuldigung, ich wollte Sie damit nicht beleidigen.


Beleidigend für Obdachlose wirkt der Krimi tatsächlich nicht – vielmehr scheinen die vielfach tatorterprobten Drehbuchautoren Stefan Cantz und Jan Hinter (Hinkebein) bemüht darum, mit Vorurteilen aufzuräumen.

Sie stellen die Obdachlosen nicht als asoziale Schmarotzer dar, sondern als gut organisierte Randgruppe von Menschen, die von ganz verschiedenen Schicksalsschlägen aus der Bahn geworfen wurden. Da darf die für den Kölner Tatort typische Sozialkritik nicht fehlen: Als der alkoholkranke "Django" (David Scheller, Fette Krieger) ins Krankenhaus eingewiesen wird, verbannt man ihn prompt in einen fensterlosen Abstellraum.

Auch die humorvollen Momente sind typisch für die Folgen aus der Domstadt, wenngleich bei Freddys wiedergefundener Cowboy-Jacke in der Altkleider-Sammlung oder der spontanen Gesangseinlage zweier Obdachloser zu dick aufgetragen wird.

Eine überzeugendere Auflösung hätte dem 742. Tatort ebenfalls gut zu Gesicht gestanden: Nach eher schleppender Ermittlungsarbeit reift bei den Kommissaren am Ende plötzlich eine Erkenntnis nach der anderen, während andere Aspekte des Falles gar nicht aufgeklärt werden.

Florian Bartholomäi spielt mit dem unsympathischen Sascha Döhn einmal mehr einen überheblichen jungen Mann (vgl. Auf ewig Dein oder Herz aus Eis), der seine Rechte kennt, doch letztlich wirkt er in seiner eindimensionalen Rolle verschenkt. Auch der Konflikt zwischen den Obdachlosen und der aufgebrachten unteren Mittelschicht böte Platz für eine kritische Aufarbeitung, stattdessen aber wird das eigentliche Kernthema immer stärker vernachlässigt.

In den Schlussminuten macht Regisseur Buddy Giovinazzo (Rendezvous mit dem Tod) aus Platt gemacht dann sogar noch einen schmalzigen Kitsch-Krimi: Die klare Trennung der sozialen Schichten, die er in den vorherigen 80 Minuten so überdeutlich aufbaut, will er dann plötzlich mit nur einem Wisch wieder aufheben. Alle feiern zusammen bei einem Höhner-Konzert und erleben entweder ihr persönliches Happy End, sorgen für einen letzten Lacher oder genießen einen stillen Moment des Glücks.

Auch hier wäre weniger mehr gewesen.

Bewertung: 4/10

Und jetzt alle:

Borowski und die Sterne

Folge: 741 | 20. September 2009 | Sender: NDR | Regie: Angelina Maccarone
Bild: NDR/Marion von der Mehden
So war der Tatort:

Vom Setting her ähnlich wie Stephen Kings Shining und die entsprechende Verfilmung – denn so wie Stanley Kubricks Horror-Meisterwerk von 1980, auf das es in Minute 74 sogar eine direkte Anspielung gibt, spielt auch Borowski und die Sterne über weite Strecken in einem großen und konservativ eingerichteten Hotel mit langen Fluren.

Gedreht wurde im altehrwürdigen Maritim Hotel Bellevue an der Kieler Förde, das im Film zum "Mareum" wird – denn hier steigen sie ab, die Stars und Sterne, denen der Krimi seinen Titel verdankt. Doch die Ruhe der betuchten Gäste, unter denen sich auch drei Dutzend Marine-Reservisten befinden, wird empfindlich gestört: Margret Saloschnik (Helen Schneider) ist offenbar vom Dach des Hotels in den Tod gestürzt und wird nachts von der Küchenhilfe Tim Krabbert (Stefan Konarske, ab 2012 als Oberkommissar Daniel Kossik im Dortmunder Tatort zu sehen) leblos aufgefunden. Vertuschter Mord oder Selbstmord?

Die Spuren reichen zurück bis in die Blütezeit des Rock 'n' Roll. Und es kommt nicht von ungefähr, dass es neben Schlagerqueen Helen Schneider noch einen weiteren prominenten Gaststar in diesem Tatort gibt: Hugo Egon Balder, der bereits in kleinen Rollen im Kölner Tatort Schlaf, Kindlein, schlaf und im Saarbrücker Tatort Camerone zu sehen war, spielt die praktisch nie ohne Sonnenbrille anzutreffende Musikerlegende Bodo Dietrich und hat den stimmungsvollen Deutschrock-Soundtrack zum Film gleich selbst geschrieben.

Auch Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und Polizeipsychologin Frieda Jung (Maren Eggert), die von Kripochef Roland Schladitz (Thomas Kügel) auf den Fall angesetzt und von Kriminaltechniker Ernst Klee (Jan Peter Heyne) unterstützt werden, sind Fan. Doch bis zur ersten Begegnung mit dem geschätzten Rockstar, der einst mit dem Opfer liiert war, vergeht in Borowski und die Sterne fast eine Stunde: Spuren wollen gesichert, Hotelpersonal befragt und Borowskis Geburtstag gefeiert werden. Er lädt Jung in einer schmucklosen Gastwirtschaft zu Eisbein ein, Jung schenkt ihm ein Taschenmesser. Wenn das nicht Liebe ist.


JUNG:
Wie fanden Sie mein Geschenk?

BOROWSKI:
Zunächst etwas unpersönlich.

JUNG:
Wäre Ihnen ein Stofftier lieber gewesen? Es ist allerdings sehr mühsam, damit eine Flasche Bier zu öffnen oder im Dunkeln den Weg zu finden.

BOROWSKI:
Ja, aber dann wurde mir klar, dass Sie nun durch diese kleine Nützlichkeit quasi immer bei mir sind.


Der Spannung sind diese köstlich pointierten, stets mit subtilem Flirt durchzogenen Dialoge alles andere als dienlich: Borowskis 13. Fall plätschert in dem durchaus reizvollen Mikrokosmos Hotel, den die Kamera nur für wenige andere Schauplätze verlässt, über weite Strecken gemächlich dahin, und man hat von Beginn an das Gefühl, dass das Ausloten der Beziehung zwischen Psychologin und Kommissar die viel wichtigere Geschichte in diesem Tatort ist.

Die Whodunit-Konstruktion von Drehbuchautorin Angelina Maccarone (Erntedank e.V.), die auch Regie führt, mutet ansonsten nämlich eher einfallslos an: Ein vermeintlicher Suizid, der mühelos als Mord enttarnt wird, ein halbes Dutzend Tatverdächtiger im näheren Umfeld des Opfers und ein muffeliger Kommissar, der die Standardmomente der Krimireihe tapfer abklappert – das hat man so oder so ähnlich schon sehr häufig gesehen, wenngleich die klassischen Momente bei einem Besuch in der Sauna von Ex-Gitarrist "Hendrix" Krause (Hans-Uwe Bauer, Heimspiel) oder im Schwimmbad durchaus originell variiert werden.

Auch die Nebenfiguren hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck: Am meisten Kamerazeit ist nicht dem leicht überzeichneten Rockstar Dietrich, sondern Rezeptionistin Janis Saloschnik (Esther Zimmering, Scheherazade) vergönnt – der Tochter des Opfers, die nach US-Sängerin Janis Joplin benannt wurde. Reizvoll erscheint anfangs ihre Beziehung zu Küchenhilfe Krabbert, dessen Kleidung sie heimlich in der Wäscherei ihres krebskranken Vaters Eberhard (Hermann Beyer, Der kalte Fritte) reinigt – wenig reizvoll und schlichtweg anstrengend sind auf Dauer aber die mahnenden Worte von Hotelmanager Arved (Matthias Bundschuh, Salzleiche), der die Liaison kritisch beäugt.

Auch die Auflösung der Täterfrage verpufft ohne Verblüffungseffekt, und so ist der 741. Tatort weniger mit Blick auf den 08/15-Kriminalfall, als vielmehr mit Blick auf die Charakterzeichnung ein denkwürdiger: Jung und Borowski landen auf der Zielgeraden im (Hotel-)Bett – das lange Beschnuppern findet in Borowski und die Sterne endlich ein glückliches Ende. Man freut sich für beide. Von Dauer ist das Glück allerdings nicht: Schon der nächste Kieler Tatort Tango für Borowski ist der (vorerst) letzte mit Frieda Jung, die 2015 in Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes noch ein allerletztes Mal an die Förde zurückkehrt.

Bewertung: 5/10

Mit ruhiger Hand

Folge: 739 | 23. August 2009 | Sender: WDR | Regie: Maris Pfeiffer
Bild: WDR/Uwe Stratmann
So war der Tatort:

Alkoholisch.

Denn in diesem Tatort unter routinierter Regie von Maris Pfeiffer (Brandmal) schauen gleich drei Beteiligte regelmäßig (zu) tief ins Glas – und das bleibt nicht ohne Folgen.

Da ist zum einen Professor Julius Gann (Roeland Wiesnekker, ab 2015 im Frankfurter Tatort als Kommissariatsleiter Henning Riefenstahl zu sehen): Einleitend wird der Chefarzt einer Kölner Klinik, die er zusammen mit seinem Geschäftspartner Thomas Bernstein (Bernhard Schütz, Verdammt) auch besitzt, mit einer schweren Stichverletzung in seine eigene Notaufnahme eingeliefert. Ein unbekannter Täter ist in seine Villa eingebrochen, hat seine Frau erstochen und den angesehen Chirurgen ebenfalls lebensbedrohlich verletzt.

Dann ist da sein rebellischer Sohn Jonas (Vincent Redetzki), den seine ermordete Mutter zu Lebzeiten in ein Schweizer Internat gesteckt hat und den die Kripo bei der Besichtigung des Tatorts ahnungslos in seinem Zimmer im Obergeschoss vorfindet: Jonas hatte sich am Vorabend die Kante gegeben, war sternhagelvoll ins Bett gefallen und hatte beim Ausschlafen seines Rausches von der blutigen Tat im Erdgeschoss angeblich nichts mitbekommen.

Und da ist – last but not least – der Kölner Hauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), der noch vor dem Eintreffen in der Villa mit einem schweren Kater in seinem Auto aufwacht – und sich damit den Unmut eines argwöhnischen Streifenpolizisten zuzieht, der sich prompt eine harsche Abfuhr bei ihm abholt. Ballauf wiederum muss sich fortan nicht nur vor Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) und dem ungeduldigen Staatsanwalt von Prinz (Christian Tasche), sondern auch vor seinem Kollegen Freddy Schenk (Dietmar Bär) erklären.


SCHENK:
Sag mal, schaffst du's auch mal einen Tag wieder ohne Kopfschmerztabletten?

BALLAUF:
Sag mal, frag ich dich, wie viele Currywürstchen du am Tag isst?


Es ist typisch für den Kölner Tatort und für die Krimireihe im Allgemeinen, dass das Kernthema einer Folge – hier: die Alkoholsucht und ihre Ursachen – in den Erfahrungen eines Ermittlers gespiegelt wird. Für den Zuschauer wird die Sache damit greifbarer. Doch krankt Mit ruhiger Hand von Beginn an daran, dass Drehbuchautor Jürgen Werner (Verdammt), der zum zweiten Mal ein Skript für die Reihe beisteuert und es in den Jahren danach noch viele weitere Male tut, die Prioritäten falsch gewichtet.

Denn während die Gründe für die in einem Operationssaal mit eklatanten Folgen verbundene Alkoholabhängigkeit von Professor Gann und seinem Sohn Jonas nur oberflächlich hinterfragt werden, ist dies bei Ballauf ganz anders: Der dünnhäutige Junggeselle, der sich nach Dienstschluss gern mal ein Feierabendbierchen gönnt, muss sich nicht nur pausenlos rechtfertigen, sondern auch in Behandlung bei Psychologin Lydia Rosenberg (Juliane Köhler, Keine Polizei) begeben, der er in diesem Tatort erstmalig begegnet und bei der er (noch) vergeblich zu landen versucht.

So mangelt es der Geschichte unterm Strich an der Tiefe und den wichtigsten Tatverdächtigen an dem Profil, das für ein wirklich mitreißendes Krimidrama nötig gewesen wäre – auch die belastende Drucksituation, der sich Professor Gann als Hauptverantwortlicher für Leben und Tod in der Klinik Tag für Tag aussetzt, wird praktisch mit einem Satz abgespeist. Generell wird mit Blick auf die Figuren sehr schwarz-weiß gezeichnet, so dass unsere Sympathien eindeutig verteilt sind.

Während sich der engagierte Oberarzt Dr. Wolf (Fabian Hinrichs, ab 2015 als Hauptkommissar Felix Voss im Franken-Tatort zu sehen) privat um mittellose Patienten kümmert und seine berufliche Existenz aufs Spiel setzt, ist OP-Schwester Sylvia Keller (Maria Simon, letzter Tatort-Auftritt vor ihrem Wechsel zum Polizeiruf 110) die gute Seele der Klinik und immer da, wenn sie gebraucht wird. Professor Gann hingegen tritt sowohl in den Gesprächen mit seinem Sohn als auch in der Klinik unglaublich herrisch und arrogant auf – ein selbstgefälliges Arschloch, wie es im Buche steht ("Ich rette jeden Tag Menschenleben. Glauben Sie im Ernst, ich wüssten den Namen meiner Putzfrau?").

Grautöne finden sich wenige, aber immerhin: Mit Blick auf die Täterfrage wirkt zwar der Handlungsschlenker um die ausgefallene Tatwaffe überkonstruiert, doch vermag die richtige Auflösung der 739. Tatort-Folge auch dank zweier falscher Fährten zu überraschen. Selbst erfahrene Zuschauer bekommen mit der klassischen Whodunit-Konstruktion eine harte Nuss serviert. Und während sich Ballauf in diesem Tatort die Zähne an Rosenberg ausbeißt, kann er schon wenige Monate später Erfolg vermelden – denn in Altes Eisen teilen sich die beiden das Bett und ein gemeinsames Frühstück.

Bewertung: 5/10

Das Mädchen Galina

Folge: 738 | 21. Juni 2009 | Sender: SWR | Regie: Thomas Freundner
Bild: SWR/Schweigert
So war der Tatort:

Lebensgefährlich.

Zumindest für Hauptkommissar Sebastian Bootz (Felix Klare), der in den Anfangsminuten der 738. Tatort-Folge über den Haufen geschossen wird und erhebliche Mengen Blut verliert.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Thorsten Lannert (Richy Müller) stürmt Bootz ein schickes Penthouse in einem Wohnkomplex – und dort liegt nicht nur Das Mädchen Galina, dem der vierte gemeinsame Fall der Stuttgarter Ermittler seinen Titel verdankt, in einer großen Blutlache, dort versteckt sich auch ein Unbekannter, der sofort das Feuer auf die Kommissare eröffnet. Bootz geht getroffen zu Boden, Lannert kann sich mit ihm in den Fahrstuhl retten – doch als das SEK die Wohnung stürmt und Bootz ins Krankenhaus gebracht wird, sind Leiche und Täter verschwunden.

Was für ein packender Auftakt!

Der Bruch mit dem üblichen Eröffnungsprozedere der Krimireihe, schon gleich zu Beginn einen wilden Schusswechsel zu platzieren und die Spannungskurve ungewohnt früh nach oben ausschlagen zu lassen, erweist sich dramaturgisch als Volltreffer – Bootz hingegen hat Glück, dass der Schuss auf ihn eben kein Volltreffer war und erscheint am nächsten Morgen zum Staunen von Staatsanwältin Emilia Alvarez (Carolina Vera) und Assistentin Nika Banovic (Miranda Leonhardt) im Präsidium.

Der Arm ist nach dem Streifschuss zwar noch nicht zu gebrauchen, aber da gibt es ja den aufopfernden Kollegen, der ihm liebevoll den Sicherheitsgurt im Dienstwagen anschnallt oder ihm das zähe Schnitzel in der Kantine mundgerecht zerteilt. Eine köstliche Szene.


LANNERT:
Das lässt sich ja selbst mit zwei gesunden Händen kaum schneiden.


Nach der packenden Ouvertüre und dem daraus resultierenden Handicap für Bootz (das er mit manch anderem Kommissar teilt, vgl. zum Beispiel Moritz Eisner in Lohn der Arbeit) ist es unter Regie von Filmemacher Thomas Freundner (Herzversagen) aber fast schon wieder vorbei mit der Spannung.

Drehbuchautor Stephan Brüggenthies (Erfroren) hat einen klassischen Whodunit konzipiert, der die ausgetretenen Pfade der Krimireihe nur in den Anfangsminuten verlässt und in der Folge kaum noch mit unverhofften Wendungen überrascht.

Aus dem einleitenden Verschwinden der Leiche generiert der Film keinen Mehrwert – dass Galina, die sich als Prostituierte aus dem Rotlichtmilieu entpuppt, wirklich tot ist, erscheint unzweifelhaft, und dass sie früher oder später gefunden wird, steht eigentlich außer Frage. Da hätte man sie auch gleich im Penthouse lassen können.

Auch die Spur zum Besitzer der Wohnung, dem umtriebigen Aktfotografen Wolf Zehender (Christian Koerner, Das schwarze Grab), ist schnell gefunden. Er ist neben dem Politiker Bertram Högeler (Stephan Schad, Der glückliche Tod) der zweite Hauptverdächtige in diesem Tatort, spricht aber das deutlich schlechtere Schwäbisch (ein "isch" statt "ist" macht schließlich noch lange keinen echten Schwaben). Eine ähnliche Konstellation (hemdsärmeliger Handlanger, Politiker im Anzug) gab es mit gleicher Besetzung bereits eineinhalb Jahre zuvor im Konstanzer Tatort Der Kormorankrieg.

Beide haben Dreck am Stecken, verkehren regelmäßig im Milieu und erscheinen damit so verdächtig, dass eines gewiss ist: Keiner von ihnen wird sich am Ende als Mörder entpuppen, denn dann wäre die Auflösung des Krimis zu einfach – und so richtet sich der Blick der genreerprobten Zuschauer automatisch auf die von ihrem Mann betrogene Politikergattin Tonia Högele (Ulrike Grote, Der Tote vom Straßenrand), ihre pubertierende Tochter Laura (Anna Bullard, Zwischen den Ohren) und die aufgeweckte Prostituierte Mareen (Margarita Breitkreiz, Unbestechlich), die gut mit dem Opfer bekannt war.

Während im Hause Högele, in dem vorzugsweise auf Treppen gelauscht und geschmollt wird, erwartungsgemäß vieles im Argen liegt, bedienen die Filmemacher auch außerhalb dieser vier Wände fleißig Klischees und betreiben plumpes Politiker-Bashing, das in der Schlussszene des Krimis noch einmal aufgegriffen und ironisch abgeschwächt wird (was freilich nicht mehr viel rettet). Fast zum Fremdschämen lädt auch eine Sequenz ein, in der Laura höchstpersönlich Nachforschungen im Rotlichtmilieu anstellt und von einem pädophilen Bordellkunden umgarnt wird.

Einen weitaus gelungeneren, weil bemerkenswert selbstironischen Moment gibt es dafür im Mittelteil zu verzeichnen: Lannert lässt sich von seiner Nachbarin Lona (Birthe Wolter, nach In eigener Sache und Tödliche Tarnung zum dritten Mal im Stuttgarter Tatort zu sehen) zu einem spontanen Videoabend überreden, weil die gerade ein Referat über Gewaltdarstellungen im Fernsehen vorbereitet und fachkundigen Rat auf der Zielgeraden offenbar noch sehr gut gebrauchen kann.


LONA:
Ich muss bis Freitag noch zwanzig Krimis gucken.

LANNERT:
Ist doch eh alles Quatsch.

LONA:
Ja, genau. Kannste mir mal sagen, wie unrealistisch das alles ist.


Bewertung: 5/10

Rezension der vorherigen Folge: Kritik zum Tatort "Tote Männer"

Tote Männer

Folge: 737 | 14. Juni 2009 | Sender: Radio Bremen | Regie: Thomas Jauch
Bild: Radio Bremen/Hoever
So war der Tatort:

Heimlichtuerisch.

Drehbuchautor Jochen Greve (Eine unscheinbare Frau) hat sich für Tote Männer nämlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um wieder mehr Dynamik in den zuletzt oft biederen Bremer Tatort zu bringen: Er zettelt kurzerhand einen One-Night-Stand zwischen Hauptkommissar Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) und Polizistin Helen Reinders (Camilla Renschke) an, bekanntermaßen die Tochter von Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel).

Dumm nur, dass die beiden beim nächtlichen Knutschen auf der Straße unfreiwillig Zeuge eines Einbruchs werden, und einer der beiden flüchtigen Täter am nächsten Morgen tot aus der Weser gefischt wird. Die Ausgangslage für ein unterhaltsames Versteckspiel der beiden Turteltäubchen, die ihre Affäre natürlich vor Mutter bzw. Kollegin Lürsen verheimlichen, ist damit eigentlich wie gemalt, doch Greve lässt die Bombe leider schon gegen Mitte des Films platzen.

Das sorgt im von Thomas Jauch (Kinderland) inszenierten Tote Männer zwar vorübergehend für gehörigen Knartsch, verpufft als Drehbuchkniff aber relativ schnell. Viel zu früh herrscht wieder Friede, Freude, Eierkuchen – am Ende ermitteln Stedefreund, Lürsen und ihre Tochter sogar wieder Hand in Hand. Die heimliche Liebelei zwischen Helen und Stedefreund böte aber Potenzial für eine ganze Reihe an Tatort-Folgen – so bleibt sie eine einmalige Sache und wird als letztlich vorschnell verschenkt.

Stedefreunds anfängliches Schweigen gegenüber seiner Kollegin ist es auch, das im 737. Tatort die Basis für einige wirklich spannende Krimimomente bildet: Vor allem die Konfrontation mit dem homosexuellen Raul (Sebastian Weber, Borowski und der coole Hund), der um Stedefreunds nächtlichen Ausrutscher weiß, bringt den Ermittler in gehörige Bedrängnis und die Geschichte damit auf Touren.

Auch das Ehepaar Jutta (Fritzi Haberlandt, Wie einst Lilly) und Leon Hartwig (Felix Eitner, Scherbenhaufen) leidet unter dem Psychoterror des Jugendlichen – bis dieser plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Ab diesem Moment tendiert die Spannung zunehmend gegen den Nullpunkt, weil einzig die Streitereien zwischen der schwangeren Jutta und ihrem bisexuellen Ehemann seltene emotionale Ausrufezeichen setzen.

Dabei spielt die blendend aufgelegte Fritzi Haberlandt ihren Mattscheibenpartner Felix Eitner nach allen Regeln der Kunst an die Wand – und stellt eindrucksvoll unter Beweis, warum sie zuletzt vor allem auf der großen Leinwand Erfolge feierte. Durchschnittliche Sonntagskrimis, wie Tote Männer einer ist, bleiben da weniger nachhaltig in Erinnerung.

Bewertung: 5/10

Im Sog des Bösen

Folge: 736 | 7. Juni 2009 | Sender: SWR | Regie: Didi Danquart
Bild: SWR/Schweigert
So war der Tatort:

Intern.

Denn Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) steht unter Verdacht. Das musste ja so kommen. Seine Vorliebe für schicke Autos, seine Anlage zum Flirten, verwobene Kontakte in der See- und Hafenstadt Konstanz, die natürlich auch eine Drogenszene hat.

Das Intro erinnert an die Tatort-Folgen der 80er Jahre, viele Großaufnahmen, Figuren, die durch ihre Wohnung laufen und gerade dabei sind, sich umzuziehen. Auch der 80er-Jahre-Falco-Schlager Drah di net um - Der Kommissar geht um erklingt an zentraler Stelle. Und genau darum geht es auch: Der Kommissar geht um. Perlmann wechselt in diesem Bodensee-Tatort auf die andere Seite der Ermittlungen.

In einer überschaubaren Stadt wie Konstanz, in der man sich kennt, war es vielleicht auch nur eine Frage der Zeit, bis sich der notorisch auf Freiersfüßen wandelnde Perlmann mal in eine Frau verlieben würde, die im Zentrum eines Kriminalfalls steht (wie später auch in Letzte Tage) und in der Gerichtsmedizin obduziert wird.

Als Kontrast zur Welt der Diskotheken, Luxusboote und Drogen wird der biedere Polizeialltag inszeniert: Zwei Polizeischüler sollen im Dezernat von Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) erste Praxiserfahrungen sammeln – Oliver Urbanski als Kommissarsanwärter Karl Mackert und Hanno Koffler, der bereits bei seinem Tatort-Debüt in der Lindholm-Folge Dunkle Wege einen Polizeischüler spielte, als Kommissarsanwärter Moritz Fleiner.

Das Drehbuch stammt von Susanne Schneider (Der schöne Schein), die damit ihre dritte Geschichte für das Team aus Konstanz vorlegt (und gemeinsam mit Thorsten Näter bereits das Drehbuch zu Dunkle Wege schrieb).

Perlmann genießt seine Rolle als erfahrener Hauptkommissar vor den Anfängern, als die Nachricht von der Entdeckung der ermordeten Drogensüchtigen Constanze Heinrich (Lea Draeger, Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes) das Büro erreicht, bei deren Erwähnung ein erfreutes Grinsen auf dem Gesicht des Jahrgangsbesten der Fachhochschule für Verwaltung und Recht aufleuchtet:


MACKERT:
Wie, ein Mord oder was?

BLUM:
Ja.

PERLMANN:
Wir sind hier ja auch bei der Mordkommission. Jetzt wird's ernst, Freunde. Schule ist vorbei.

MACKERT:
Super.


In der Folge schleppt sich Im Sog des Bösen mit zwei verschiedenen Handlungssträngen gemächlich voran: Da sind zum einen die internen Verwicklungen um Perlmann und die jungen Anwärter, Oberstaatsanwalt Bernd Frentz (Wolfram Koch, der ab 2015 als Hauptkommissar Paul Brix in Frankfurt ermittelt) und Ehefrau Kerstin, die eine gute Freundin Klara Blums ist und von Anna Stieblich (Der hundertste Affe), der Ehefrau des Regisseurs Didi Danquart, gespielt wird.

Auf der anderen Seite ein internationales Drogenkomplott, das sich mit der Konstanzer Halbwelt vermischt. Leider kommen beide Stränge kaum zusammen und gewinnt der letztere der beiden wenig an Kontur.

Dafür verdichten sich die komplexen Abhängigkeitsverhältnisse im Polizeipräsidium: Blum hat wenig Zeit, sich in ihren neuen Massagesessel zurückzulehnen, den sie zum gerade erst gefeierten 25-jährigen Dienstjubiläum geschenkt bekommen hat. Sie versucht, Perlmann aus der Schusslinie zu halten, aber die Loyalitäten zwischen den Mitarbeitern schaukeln sich mithilfe des Flurfunks auf.

Zwischen "Dienst nach Vorschrift" und "korrektem Ermitteln" bewegt es sich auf einem schmalen Grat, und das gesamte Team absolviert aus Solidarität mit Perlmann eine Speichelprobe im überfüllten Labor: Kostet sowas nicht viel Geld und wird daher nur auf Anordnung durchgeführt?

Neben altmodischen Handys und kleineren Abweichungen bei der Charakterzeichnung (in anderen Bodensee-Folgen hört Perlmann lieber Techno) ist das nicht die einzige Ungereimtheit – sogar ein Anachronismus wie eine Essensmarke der Polizeikantine in Papierform taucht auf (gab es sowas 2009 wirklich noch?).

Ferner bekommen wir eine Großaufnahme von Perlmanns Stirnfalte zu sehen, auf die sich die Kamera eine halbe Minute lang einzoomt – und weil auch das Privatleben des Kommissars unter die Lupe genommen wird, ist der 736. Tatort vor allem im Hinblick auf die Figurenentwicklung interessant. Wir erhalten Einblicke in seine kühl-weiße Wohnung mit Designmöbeln, die auch im Laufe der Ermittlungen zur Sprache kommen. Natürlich darf auch ein Kleiderständer mit Anzügen in gedeckten Farben in seinen vier Wänden nicht fehlen. Außerdem erfahren wir Perlmanns zweiten Vornamen: Lorenz.

Auch das muntere Hin und Her, wer nun wen siezt oder duzt – die Polizeianwärter nennen Beckchen (Justine Hauer) brav "Frau Beck" – wird hier auf die Spitze getrieben. Es bleibt lange unklar, wer der Täter ist, auch wenn sich die verdächtigen Verhaltensweisen der beteiligten Mitarbeiter verdichten und sich Privates und Berufliches auf allen Ebenen miteinander vermischt. Im Zentrum dieser Tatort-Folge steht jedoch nicht nur die Suche nach der Auflösung, sondern auch das erschütterte Vertrauensverhältnis von Blum und Perlmann.

Und gegen Ende gewinnt Im Sog des Bösen sogar noch mal an Fahrt, als im Laufe einer Verhörsequenz die Fronten wechseln, und zwar sowohl vor als auch hinter der Glasscheibe.

Bewertung: 4/10

Kinderwunsch

Folge: 735 | 1. Juni 2009 | Sender: ORF | Regie: Walter Bannert
Bild: rbb/ORF/Allegro Film/Petro Domenigg
So war der Tatort:

Kinderreich – und das, obwohl es im Wiener Tatort Kinderwunsch vor allem um Paare geht, denen eben jener titelgebende Wunsch auf natürlichem Wege verwehrt bleibt.

Die Ermittlungen im Fall einer ermordeten Star-Journalistin – die Folgen Investigativ oder Summ, Summ, Summ lassen grüßen – führen den Wiener Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) direkt zu kugelbäuchigen Schwimmerinnen und in Mutter-Kind-Gymnastikgruppen, vor allem aber in die Reproduktionsklinik Invitral, in der der Natur mit künstlicher Befruchtung (und unlauteren Methoden) auf die Sprünge geholfen wird. 

Im ungeliebten Linz wird Eisner in einer schmucken Wohnung einquartiert und erhält zudem Unterstützung von der Gruppeninspektorin und zweifachen Mutter Karin Brandstätter (Franziska Sztavjanik, Der Millenniumsmörder), die von den Drehbuchautoren Thomas Baum (Tödliches Vertrauen) und Walter Bannert (Animals), der auch Regie führt, aber eher oberflächlich als Figur skizziert wird. Gleiches gilt für den Kriminalassistenten Wolfgang Rohrmoser (Michael Menzel), der sich zum Auftakt seltsam unterwürfig gibt und auch in der Folge kaum nennenswert in Erscheinung tritt.


ROHRMOSER:
Ziemlich neu noch hier, also Lehrling sozusagen.


So muss erwartungsgemäß wieder Eisner den Kopf hinhalten – und das im buchstäblichen Sinne, schmückt den Kopf des Chefinspektors nach einem schmerzhaften Schlag auf den Schädel im Schlussdrittel doch ein stattliches Pflaster mit schickem Haarnetz. Vergleicht man Eisners Brummschädel mit den Verletzungen in späteren Tatort-Folgen, die in Unvergessen sogar in einem Kopfschuss mit anschließender Amnesie gipfeln, möchte man fast sagen: Glück gehabt, Moritz.

Als weniger glücklich erweist sich der Verzicht der Filmemacher auf das gewohnte Whodunit-Prinzip: Spätestens, als neben Star-Journalistin Sandra Walch (Ulrike Rieger) auch der Gentechniker Max Biro (Arthur Klemt, Kolportage) ins Gras beißen muss, ist die Täterfrage in Kinderwunsch geklärt, der Mörder nur gesichtsloser Handlanger einer breit aufgestellten Organisation und somit als Person kaum relevant.

Auch die mittelschwere Familienkrise im Hause Weber, die gemeinsam einen teuren Fitness-Club betreibt und dort die oben genannten Schwangerschaftsgruppen auf Zack bringt, erweist sich als wenig spannungsfördernd und bringt den Erzählrhythmus mit einer halbgaren Entführung von Sohn Philipp (Calvin Claus) und müden Streitereien zwischen der biestigen Mutter Julia (Tamara Metelka, Die Freundin) und dem bedauernswerten Vater Stefan (Daniel Keberle, Nichts mehr im Griff) eher aus dem Tritt.

So ist es tatsächlich die folgenreiche Liaison zwischen Eisner und der gutaussehenden Musikprofessorin Maria (Dorka Gryllus, Familienaufstellung), die sich als prickelndster Knoten der Handlung erweist – ganz anders als im ähnlich gelagerten Exitus, in der Eisner mit der attraktiven Pathologin Dr. Paula Weisz (Feo Aladag) anbandelte. 

Dass die hübsche Klavierspielerin Eisners Schmeicheleien ein wenig zu schnell verfällt und der emotionale Twist daher nur kleine Teile des Fernsehpublikums überraschen dürfte, ist zu verkraften: Das daraus resultierende, verbissen geführte Mann-gegen-Mann-Duell zwischen Eisner und einem Profikiller ist zweifellos die spannendste Sequenz im 735. Tatort. 

Und übertrifft sogar noch den packenden Showdown auf einem ukrainischen Schiff, bei dem der Zuschauer ausgiebig um das Überleben von Brandstätter und Rohrmoser zittern soll. Dumm nur, dass großen Teilen des Publikums die beiden 08/15-Figuren ziemlich egal sein dürften.

Bewertung: 6/10

Schiffe versenken

Folge: 734 | 24. Mai 2009 | Sender: Radio Bremen | Regie: Florian Baxmeyer
Bild: ARD Degeto/RBB
So war der Tatort:

Windig. 

Große Teile von Schiffe versenken – der Krimititel deutet es bereits an – spielen auf hoher See, und dem Bremer Tatort, der einmal mehr einen Ausflug ins nahegelegene Bremerhaven wagt, damit ausgezeichnet zu Gesicht.

Ins selbige bläst Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) der eisige Wind: Nach dem Fund einer tiefgefrorenen, eher an ein Wachsfigurenkabinett erinnernden Leiche im Kühlraum eines Frachters führen die Ermittlungen nämlich direkt auf die MS Karina, die sich auf dem Weg nach Norwegen befindet und angesichts der sechsstelligen Unkosten, die bei einer Rückholaktion von der Staatskasse zu entrichten wären, leider nicht mehr nach Bremerhaven zurückbeordert werden kann.

Zu dumm. Lürsen, die prompt hinterherfährt und in der Folge an Bord ermittelt, und ihr Kollege Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) gehen daher im 734. Tatort über weite Strecken getrennte Wege, halten sich aber über das Satellitentelefon an Bord auf dem Laufenden. Und wenn's sein muss, mailt Stedefreund der Hauptkommissarin auch fix ein Dutzend Bilder auf die Kommandobrücke, die Lürsen binnen drei Sekunden aufgerufen, heruntergeladen und in Farbe ausgedruckt hat.

Was jeden Anwender am Heim-PC und -Drucker im Jahr 2009 trotz DSL-Verbindung wohl restlos überfordern würde, geht auf dem Frachter, dessen Farbe blättert und dessen Maschinen schon mal den Dienst versagen, völlig problemlos. Es sind Szenen wie diese, die Schiffe versenken immer wieder zum Ärgernis machen, obwohl die Ausgangslage an Bord mit einem halben Dutzend Verdächtiger und einem von der Außenwelt abgeschlossenen Ort für einen klassischen Whodunit eigentlich wie gemalt ist.

Dennoch gelingt es Regisseur Florian Baxmeyer (Häuserkampf) nur selten, auf hoher See echte Spannung zu erzeugen, weil sich ein eigentlich vielversprechender Drehbucheinfall des Autorentrios um Dagmar Gabler (Unter Druck), Wilfried Huismann (Schlafende Hunde) und Philip LaZebnik zum Boomerang entwickelt: Das Schiff verlässt nämlich die deutschen Gewässer und untersteht damit den Gesetzen des Landes, unter dessen Flagge es fährt – Liberia. Lürsens Dienstausweis ist damit keinen Pfifferling mehr wert, ihre Dienstwaffe schnell abgegeben und ihr Status an Bord eher touristischer Natur.

Dass die anfangs noch wortkargen Crewmitglieder, von denen nur wenige der deutschen Sprache überhaupt mächtig sind, dennoch fleißig die Fragen der Kommissarin a.D. beantworten, trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei, in deren weiterem Verlauf schon mal Kabinen verschweißt und unbemerkt (!) Rettungsboote zu Wasser gelassen werden.

So bleibt der köstliche Auftritt von Michael Gwisdek (Schlaraffenland) als tiefenentspannter, Tee trinkender Kapitän Bleibtreu eines der wenigen Highlights eines enttäuschenden Bremer Tatorts, den auch die mit Gustav-Peter Wöhler (Heimspiel), Ina Weisse (Dinge, die noch zu tun sind) und Hans Peter Hallwachs (Havarie) prominent besetzten Nebenrollen nicht mehr ins sehenswerte Mittelfeld auf der Bewertungsskala retten.

Bewertung: 4/10

Borowski und die heile Welt

Folge: 732 | 3. Mai 2009 | Sender: NDR | Regie: Florian Froschmayer
Bild: NDR/Marion von der Mehden
So war der Tatort:

Unheilvoll.

Denn wenngleich der Titel Borowski und die heile Welt einen harmlosen Krimi und Friede, Freude, Eierkuchen verspricht, skizzieren die Filmemacher erwartungsgemäß das Gegenteil: Die Drehbuchautoren Elke Schuch (Feierstunde) und Marc Blöbaum (Wolfsstunde), die bereits den Hamburger Tatort Verlorene Töchter konzipierten, kreuzen bei ihrer zweiten Arbeit für die Krimireihe einen konventionellen Whodunit mit einem emotionalen Familiendrama.

Schon der Auftakt zur 732. Tatort-Folge gestaltet sich unter Regie von Tatort-Debütant Florian Froschmayer (Der Polizistinnenmörder) dramatisch: Nach einem heftigen Streit mit ihrem Mann, der sich als Restaurantbesitzer selbständig gemacht hat, kreuzt die verzweifelte Nadine Nowak (Katharina Wackernagel, Keine Polizei) auf dem Präsidium auf und läuft dem Kieler Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und Polizeipsychologin Frieda Jung (Maren Eggert) direkt in die Arme. Nowak vermisst ihre Tochter, die nach dem Streit mit ihrem Mann Thies (Fabian Hinrichs, ab 2015 als Felix Voss im Franken-Tatort zu sehen) das Weite gesucht hatte.

Am nächsten Morgen sitzt das Mädchen tot an Deck einer Fähre – und Borowski macht sich schwere Vorwürfe, weil er das Kind nicht rechtzeitig hat finden können. Und es bahnt sich weiteres Unheil an: Jung spielt wegen eines Jobangebots aus der Schweiz mit Abwanderungsgedanken. Als Borowski dann auch noch ein Fauxpas im Schwimmbad unterläuft und er wie ein begossener Pudel zurück ins Präsidium kehrt, hat es dem Kieler Kommissar endgültig die Petersilie verhagelt. So mitgenommen hat man ihn selten gesehen.


JUNG:
Was ist denn mit Ihnen passiert?

BOROWSKI:
Ich hab' versucht, ein Kind zu retten. Aber da bin ich im Augenblick nicht besonders gut drin.


Borowski und die heile Welt ist ein klassischer, hervorragend besetzter Kieler Tatort, in dem sich der Kreis der möglichen Täter überschaubar gestaltet: Neben den Eltern geraten auch der offenbar pädophile Kellner Tim "Gonzo" Hansen (Edward Piccin, 1000 Tode) und die Fischhändlerin Saskia Fröhlich (Karin Giegerich, Tod auf dem Rhein) ins Visier der Ermittler. Durch den starken Fokus auf die Gefühlswelt der Eltern und die zwischenmenschlichen Abgründe, die sich im Hause Nowak auftun, wird aber schnell klar, dass die Auflösung der Täterfrage nur über die Eltern führt.

So sind Nadine und Thies Nowak die reizvollsten Figuren dieses Krimis, weil sie vielschichtig angelegt und nicht leicht zu durchschauen sind: Der vorbestrafte Choleriker Thies hat den Umgang mit seiner kurzen Zündschnur erlernt und lässt sich trotzdem zu Wutausbrüchen hinreißen, zeigt als liebender Vater aber auch eine sanfte Seite, wenn er sich etwa betrübt die Videoaufnahmen seiner Tochter anschaut. Seine schwangere Frau hingegen ist der zerbrechliche, tapfere Typ, vordergründig sympathischer, und doch umgibt sie auch aufgrund der bedingungslosen Liebe zu ihrem rabiaten Gatten etwas Geheimnisvolles.

Die beiden wichtigsten Nebendarsteller laufen dabei zu großer Form auf: Während Katharina Wackernagel in diesem Krimidrama die ganze Bandbreite an Emotionen abverlangt wird, glänzt der spätere Tatort-Kommissar Fabian Hinrichs vor allem in den Sequenzen, in dem Nowak seine Wut nicht unter Kontrolle hält. Etwas eindimensionaler kommt Nowaks gefühlskalte Mutter Vera Zimmer (Marita Breuer, Tempelräuber) daher: Gegenüber Thies verhält sie sich wie ein Scheusal – und einer Oma, die wenige Tage nach dem tragischen Tod ihrer Enkelin sämtliche Kinderzeichnungen vom Kühlschrank reißt und Erinnerungsfotos in einen Müllsack stopft, fliegen die Herzen des Publikums sicher nicht im Sturm zu.

Während der Zuschauer auch hinter dem Rücken der Ermittler Zeuge solcher stellenweise etwas theatralisch inszenierten Szenen wird und sich sein eigenes Bild machen darf, ist es an Borowski und Jung, die Fassade der heilen Welt Stück für Stück einzureißen. Das gelingt den beiden durch den angeregten, stets von subtilem Flirt durchzogenen Austausch über die Psyche der Verdächtigen hervorragend, wenngleich er anfangs hinter Borowskis Frust und Jungs geplantem Abgang, den sie zunächst nur mit Kripochef Roland Schladitz (Thomas Kügel) erörtert, hintenansteht.

Spätestens im Schlussdrittel ist das Duo, das noch zwei weitere Male in dieser Konstellation ermittelt (ehe Jung dann später in Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes ein Comeback feiert), aber voll in seinem Element – und es ist nach wie vor eine große Freude, dem muffeligen Eigenbrötler und der aus der Schweiz umworbenen Frau vom Fach dabei zuzusehen.


BOROWSKI:
Vielleicht ist sie deshalb nochmal schwanger geworden? Um die Beziehung zu retten?

JUNG:
Sehr gut, Herr Borowski. Sie brauchen mich ja gar nicht mehr.


Bewertung: 7/10